Wie läuft die Ausbildung ab?
Die Motorflugausbildung lässt sich relativ gut in 5 Phasen einteilen, in denen Du nach und nach die verschiedenen Inhalte und Fertigkeiten des Fliegens vermittelt bekommst.
Phase 1, die Basics:
Nach einer ersten theoretischen Einweisung in den Flugplatz und seine Umgebung sowie einige administrative Dinge, die auf dich als Flugschüler zukommen, geht es schon relativ schnell an den Flieger: Hier erklärt dir der Fluglehrer erst einmal das Cockpit, die Bedienelemente, die Steuerflächen,... und du wirst schon einmal auf dem linken Sitz "probesitzen", um eine für dich angenehme Sitzposition zu finden. Dann kann es auch schon losgehen - der Flieger wird gecheckt, die Hallentore werden aufgeschoben, der Flieger wird aufs Vorfeld geschoben und es geht für dich zu einem ersten Gewöhnungsflug. Bereits von Anfang an sitzt du auf dem linken Sitz und machst dich mit dem Flugzeug und den Grundlagen des Fliegens vertraut, also wie sich das Flugzeug fliegt und wie es auf deine Steuereingaben reagiert. Du lernst, wie du das Flugzeug geradeaus fliegst, wie du eine Kurve fliegst, steigst und sinkst. Hierbei machst du dich mit den Instrumenten im Cockpit und der Bedienung des Motors vertraut und lernst auch den Flugfunkverkehr kennen.
Zwischendurch, meist bei schlechtem Wetter und im Winterhalbjahr, geht es an die ersten Theoriethemen, welche zum Fliegen wichtig sind.
Nach einiger Zeit bist du mit dem Fliegen des Flugzeuges in der Luft so vertraut, dass du bereit für eine erste kleine Zwischenprüfung, einen sogenannten "Progress Check" bist, welche aus Sicherheitsgründen immer mit einem zweiten, sonst unbeteiligten Fluglehrer durchgeführt werden. Ihm zeigst du, dass du die Basisflugübungen beherrscht und bereit für die nächste Phase bist...
Phase 2, Starten, Landen und vieles mehr...
Nun übst du das Starten und Landen. Hierfür fliegst du mit dem Fluglehrer meist zu einem der anderen Flugplätze in der nähreren Umgebung, meist Leer-Papenburg oder Juist. Hier fliegst du viele, viele Platzrunden, also sozusagen "Rechtecke" um den Flugplatz und übst die Anflüge, das Landen und wieder durchzustarten. Du lernst u.a. die Bedienung der Stör- bzw. Landeklappen näher kennen, die Einteilung des Landeanfluges, Starts und Landungen bei verschiedenen Windbedingungen und das richtige Verhalten in Notfällen, z.B. bei einem Motorausfall nach dem Start.
Du wirst ziemlich schnell im Fliegen immer selbstständiger und der Fluglehrer muss immer weniger eingreifen, bis er nur noch als Beobachter danebensitzt und fast nichts mehr sagen muss. In der Zwischenzeit warst Du auch zum ersten Mal bei einem Fliegerarzt, welcher Dich auf Flugtauglichkeit untersucht hat. Wenn dieser keine Beanstandungen feststellt, kommst Du einem sehr wichtigen Ereignis immer näher...
Der erste Alleinflug, der bedeutendste Moment aller Flieger
Wenn dein Fluglehrer dich für bereit hält und auch du selbst dich sicher fühlst und wenn sich das Wetter als geeignet erweist, kommt zunächst ein weiterer "Progress Check", bei welchem du von dem zweiten Fluglehrer auf die Alleinflugreife überprüft wirst. Dieser wird nach ein paar Platzrunden aussteigen wollen - schon sitzt du alleine im Flieger. Ab jetzt machst du genau das, was du vorher auch gemacht hast, nur alleine. Der Fluglehrer wird dich vom Boden aus beobachten und hält Funkkontakt zu dir. Du merkst, dass das Flugzeug ohne die zweite Person an Bord viel besser steigt, dass die Steuerung auf einmal viel leichtgängiger ist und dass es im Cockpit bis auf den Funkverkehr ruhig ist. Einige Solo-Platzrunden später hast du ihn überstanden, deinen ersten Alleinflug. Ein Moment, an den sich wahrscheinlich jeder Pilot erinnern kann.
Phase 3, Allein im Flieger
Du absolvierst nun immer mal wieder und immer häufiger Allein-Platzrunden unter Aufsicht des Fluglehrers, um diese zum einen zu vertiefen und die geforderte Mindestzahl an Allein-Starts und Landungen zu erreichen. Auch die Theorie kommt nicht zu kurz...
Phase 4, weg vom Flugplatz
Du bist nun so weit, dass du das Fliegen im Platzbereich, das Starten und das Landen gut beherrscht und es an der Zeit ist, über die gewohnte Flugplatzumgebung hinaus zu blicken. Du lernst jetzt, vorher abgesprochene Flugstrecken unter Berücksichtigung u.a. des Windes, des Kraftstoffverbrauchs, aber auch der Flugzeit zu planen und diese später zunächst zusammen mit dem Fluglehrer durchzuführen. Dabei lernst du, dich in der Luft unter Zuhilfenahme von Bodenmerkmalen (z.B. ein Autobahnkreuz, eine Eisenbahnlinie, eine Stadt oder eine Kirche), des Kompasses und einer Uhr mithilfe deines vorher erstellten Flugdurchführungsplanes zurechtzufinden. Du wirst neue Flugplätze anfliegen, deren Gegebenheiten du vorher in deiner Planung berücksichtigt hast. Dazu gehören z.B. die Funkfrequenz, die Länge der Landebahn, der Verlauf und die Höhe der Platzrunde sowie Besonderheiten wie z.B. Fallschirmsprungbetrieb oder Segelflugbetrieb am Platz, aber auch NOTAMs. Zudem wirst du kontrollierte Flugplätze mit einer Kontrollzone anfliegen und die Navigation mithilfe von Funkfeuern kennenlernen. Begriffe wie "Kreuzpeilung" oder "DME" werden für dich keine Fremdwörter mehr sein, denn inzwischen hast du auch die Theorieprüfung bei der Luftfahrtbehörde erfolgreich gemeistert.
Im Rahmen dessen wirst du dich zudem in einem anderen Cockpit wiederfinden: Du wirst auf die Cessna 172 eingewiesen. Zwar ist sie deutlich größer und schwerer als der Motorsegler, mit dem du bisher geflogen bist und das Cockpit ist ein wenig größer, aber auch dies wird für dich kein Problem darstellen und schon nach kurzer Zeit und einige Starts und Landungen später hast du dich an sie ebenso gewöhnt wie an den Motorsegler. Auch am Ende dieser Phase wartet ein weiterer Progress Check auf dich. Diesmal zeigst du dem zweiten Fluglehrer unter anderem, dass du selbstständig eine komplette Flugplanung durchführen kannst, Flugpläne aufgeben kannst und den Flug gemäß dessen durchführen kannst und du in der Lage bist, ihn auch bei unerwarteten Ereignissen ggf. spontan, aber gewissenhaft umzuplanen.
Phase 5, allein Überland
Nun wirst Du auch alleine auf Überlandflüge geschickt, diesmal mit einem sogenannten "schriftlichen Flugauftrag" - Du bist zwar nun außerhalb der Sichtweite des Fluglehrers, er bleibt aber jederzeit für Dich erreichbar. Bestandteil dieser Phase ist zudem ein 270km Allein-Überlandflug mit Landung auf zwei fremden Flugplätzen, einer der wichtigsten Flüge in der Flugausbildung.
Prüfung
Du hast die Flugausbildung bis hierhin erfolgreich durchlaufen, den letzten Progress Check bestanden und bist nun "prüfungsreif". Du wirst zur praktischen Prüfung angemeldet und machst einen Termin mit einem von der Landesluftfahrtbehörde beauftragten Flugprüfer aus.
Diesem zeigst du in einem etwa 1-stündigen Prüfungsflug - meist ein Überlandflug - alles genauso, wie Du es in der Ausbildung gelernt und auch umgesetzt hast.
Ist der Prüfer zufrieden, hast Du es geschafft!
Nun steht für Dich nur noch das Warten auf Deine neue Fluglizenz an, ab dann bist du Privatpilot!